Freitag, 30. Oktober 2009

Dinge, die ich ein bisschen lustig finde...

Meine Italienisch-Professorin hat mir bei meiner Matura unter anderem die Frage gestellt, welche Unterschiede ich denn zwischen Italien und Oesterreich aufzaehlen koenne. Ach, wie gern wuerde ich diese Frage nach diesem Italien-Jahr noch einmal beantworten. Immer wieder stosse ich auf etwas Neues,Vieles davon bringt mich zum lachen.
In unseren Italienisch-Buechern sind viele Dinge gestanden, von denen ich manche als Vorurteile abgestempelt habe. Wie lustig ist es jetzt, all diese Dinge tatsaechlich rund um mich zu erleben...

1) Showgirls. In vielen, vor allem aber in den Fernsehprogrammen Berlusconis, gibt es aeusserst sexy gekleidete, duenne Pueppchen, die lieb schauen und ueber den Bildschirm taenzeln. -Sehr geschickt eingefedelt... Was waehlt man wohl eher, eine Jogurt-Werbung oder eine huebsche Dame??

2) Das Vorurteil der Mama-Soehnchen stimmt! Wenn ich jemandem sage, dass ich 18 bin, wird mir mit "piccolissima" geantwortet, wuerde ich sagen, ich bin 23, wuerde man mir mit demselben Wort antworten. Sogar mit 25 gilt man hier noch als "klein", man will seine Kinder einfach nicht so recht loslassen. Die Familie wird gross geschrieben, genauso wie die Freunde. So scheinen die Jugendlichen hier auch gar nicht das Beduerfnis zu haben, hinaus in die Welt zu gehen oder irgendetwas alleine zu schaffen, zu organisieren.
Letztens habe ich Giovanni (22) gefragt, was er denn fuer Wuensche und Traeume fuer die Zukunft habe. Er hat mir geantwortet: Ich habe eine Arbeit, ich habe meine Freunde, ich bin gluecklich, ich will eigentlich nichts anderes.
Ich hingegen wuerde auf diese Frage antworten: Ich will im naechsten Sommer nach Suedamerika und im uebernaechsten nach Australien. Ich will einmal mit Haien tauen und auf einer Buehne vor 1000 Menschen stehen. Ich will selbst Kakao und Kaffee ernten und einmal ein Pferd besitzen, vielleicht auch einen Hund. Ich will einmal Fallschirmspringen gehen und im Alter so werden wie Frau Altmann.... Ich haette tausend Antworten auf diese Frage.

3) Schmutz und Armut. Es gibt tatsaechlich sehr viel Schmutz auf den Strassen, Muelltrennung existiert nicht. Ob Kuechenmaschine, Batterie, Kuechenabfall, man kann einfach alles in die Muelltonne werfen. Auch die Strassen sind voller Abfall, aber das scheint keinen zu kuemmern.

Palermo hat einst einmal Sozialwohnungen vergeben. Da sich diese allerdings alle am selben Ort befinden und nicht auf verschiedene Teile der Stadt aufgeteilt worden sind, haben sich die jetzigen Besitzer nicht in die Gesellschaft integriert, stehlen oder sind drogenabhaengig. Eines dieser Viertel heisst San Filippo Nero. NIEMALS solle ich mich in diese Gegend begeben...

4) Des Nachts ist es in manchen Zonen der Stadt sehr gefaehrlich, auch soll ich des Nachts nicht alleine ausgehen. So holt mich immer jemand zum Fortgehen ab und bringt mich heim.

5) Wegen der Diebe ketten viele Leute sogar das Lenkrad ihres Autos an.

6) Auesserst tradizionell. Wenn ich mit den Jugendlichen vom Boschetto (Reitstall) fortgehe, setzen sich die Maedls an eine Seite vom Tisch und die Jungs auf die andere. Die Burschen fahren, die Burschen bezahlen. -Sehr praktisch :-)
Letztens habe ich Federica gefragt, ob ihr Freund denn unter der Woche auch bei ihr schlafe, oder nur wochenends. Sie hat mich entsetzt angeschaut und gesagt, dass er nie bei ihr schlaeft und dass man das nicht mache. Man schlaeft zwar miteinander, aber nicht beieinander. Fuer mich komisch, fuer sie normal.
-So denken aber nicht alle. Mein anderer Freundeskreis ist dem mehr geoffnet.

Donnerstag, 29. Oktober 2009

tutto il mondo è paese...

...die ganze Welt ist ein Dorf. :-)
Wenn ich mich hier des Morgens aufs Fahrrad schwinge und auf den Weg zum Reitstall mache, fuehle ich mich eigentlich wie daheim in Strallegg.
Nach dem ersten mal links einbiegen, gruesst mich der Trafikant, der gerade vom Kaffee und Fruehstuck holen aus einer Bar zurueck kommt. Ich fahre gerade aus weiter und treffe Salvo, den Sohn eines Blumenladens, der eben dabei ist, alle Pflanzen durchzuchecken. Ich fahre an mehreren Pasticcerie vorbei, dn der einen Ecke ruft mir Giulia zu, an der anderen Pino oder Francesca oder sonst jemand. Ich werde von dem netten Man aufgehalten, den wir alle Nonno (Opa) nennen muessen, auf seinen richtigen Namen reagiert er gar nicht. :-) Und fahre dann die letzten paar 100 Meter in Ruhe und mit Vogelgezwitscher im Hintergrund zu den Pferden.

Donnerstag, 22. Oktober 2009

Ein paar von all den Leuten rund um mich herum...



Fleischschschsch....

We are family... all my brothers and sisters and me...

Pino und Francesca:



Giorgia und Monica:
Vincenzo:
Cristian und Francesco:
von links: Tony, Rita, Cristian, Francesco
Coppa degli Assi im Parco della Favorita

Musik, Theater und Fussball

Mit Freude kann ich euch nun verkuenden, dass ich mich endlich fuer eine Musikschule entschieden habe: Scuola di Musica Kandinsky. Freitags habe ich in einer Gruppe von 5 Leuten Theorieunterricht und samstags Floetenstunden. Ich bin sehr gluecklich mit dieser Wahl. Meine Floetenlehrerin, Angela Leone, ist sehr sympatisch und scheint ziemlich gut zu sein. Sie hat schnell begriffen, dass sie mich fordern kann und ich bin hoechst motiviert zu ueben. :-)
Die "Theoriestunden" sollte man allerdings vielleicht eher Noten- und Rhythmus-Lese-Stunden nennen... nicht besonders anspruchsvoll, aber fuer mich eine gute Moeglichkeit, mir neues Musik-Vokabular anzueignen.


Fuer Dezember habe ich geplant, ins Theater zu gehen. Es wird "La bella addormentata" (Dornroeschen) aufgefuehrt.
Und im Fruehling moechte ich mir ein Fussballspiel ansehen, live im Stadion. Vielleicht Palermo- Lazio?

Fussball ist hier einfach ganz etwas anderes. Es ist eine Liebe, eine Leidenschaft. Vor ein paar Wochen habe ich mir ein Fussballspiel im Fernsehen angesehen, mit einer ganzen Gruppe Leute. Es wurde geschrien, gejubelt, in der Pause rief man Verwandte oder Freunde an, um ueber das Spiel zu reden....
Einmal in der Woche treffen sich einige Jungs vom Reitstall zum Fussballspielen. Sie spielen einfach zum Spass und -wenn ich ehrlich sein darf- besser als unsere regionalen Kampfmannschaften...
Ich war nie ein Fussballfan, weil sich jeder Fussballer mindestens einmal im Jahr irgendeinen Koerperteil bricht. Und weil ich unsere Fussballplatz-Mentalitaet hasse... "Scheiss Schieri" usw.
Aber wie schon gesagt: hier ist das einfach ganz etwas anderes. Hier kann ich ihn ein bisschen Verstehen, den Hang zum Fussball. Hier klatscht man auch fuer die gegnerische Mannschaft. Langsam verspuehre ich sogar die Lust zu spielen, aber dann denke ich wieder an meine Beine und sage mir: Nein, die sollen gesund bleiben. Ich will nicht das Risiko eingehen, nicht aufs Pferd steigen zu koennen... Ist genauso gefaehrlich, ich weiss es eh. ;-)

Apropos Reiten: Letzten Sonntag hat ein internationales Springtournier namens Coppa degli Assi in Palermo stattgefunden. Das habe ich mir natuerlich nicht entgehen lassen.

Mittwoch, 7. Oktober 2009

Weisheit fuer Anna

Dr. Michael Hasiba hat vor ca. 7 Jahren zu mir gesagt: "Was, du kaust noch immer an deinen Fingernaegeln?! Das machen doch nur kleine Kinder!"
Heute kaue ich noch immer und denke mir: Is eh gut, i will ja gar nicht erwachsen werden. :-)

...ist aber auf alle Faelle eine gute Methode, Dr. Hasiba fuer immer im Gedaechtnis zu behalten...

Montag, 5. Oktober 2009

Der Oktoberritt

Mein absolutes Lieblings-Foto: Pino
Boschetto:
Asia:
Hufschmied-Rettung quasi am Pannenstreifen:





Ich mit dem Kinderhelm, weil mir sonst keiner passt ;-)




Filippo und Giuseppe:



An jedem ersten Sonntag im Oktober veranstalten die Besitzer des Boschettos (der Reitstall, bei dem ich lagsam zum Dauergast werde) einen Ausritt, zu dem jeder eingeladen ist mitzumachen.
Am Freitag hat mir Giuseppe (mein Ausritt-Manager) gesagt, dass fuer mich leider kein Pferd mehr frei ist. Das hab ich natuerlich verstehen koennen, weil sich die, die kein eigenes Pferd besitzen schon sehr viel frueher dazu angemeldet haben und ich bis vor Freitag gar nichts von diesem Spektakel gewusst habe...
Im Endeffekt bin ich trotzdem geritten. Giuseppe hat mir doch tatsaechlich seine "Asia" anvertraut (eine aeusserst sensible, nervoese Stute) und hat eine Ersatzbank-Rolle uebernommen - er hat andere Reiter abgeloest, wenn diese eine Pause gebraucht haben. So bin ich ca 8 Stunden im Sattel gesessen, habe neue Leute und einen neuen Huegel Palermos kennen gelernt.
Die Mittagspause hat was von einem Country-Fest gehabt. Wir sind mit Jubel in Empfang genommen worden, sehr viele Menschen sind gekommen, um mit uns Reitern zu feiern. Wir haben die Pferde an Baeume gebunden, gefuettert und uns dann selbst auf Strohballen gesetzt um zu essen. Zuerst gabs Kaese, Oliven, Sesambrot und Salate, dann Ricotta, Chili con carne und Gegrilltes, und zum Abschluss Fruechte und Kleingebaeck.

Und als haett ich mich bei der eingesessenen Cowboy-Gesellschaft beweisen muessen, haben mir am Abend, als wir wieder beim Reitstall angekommen sind, einige aeltere Herren gratuliert, wie gut ich doch mit Asia "dieser Verrueckten" zu Recht gekommen bin. Ich hab ihen gesagt, dass man manchmal eben doch mit Ruhe und Geduld mehr ausrichten kann, als mit der Kraft eines Mannes... Sie haben gelacht und mir auf die Schulter geklopft.