Meine Italienisch-Professorin hat mir bei meiner Matura unter anderem die Frage gestellt, welche Unterschiede ich denn zwischen Italien und Oesterreich aufzaehlen koenne. Ach, wie gern wuerde ich diese Frage nach diesem Italien-Jahr noch einmal beantworten. Immer wieder stosse ich auf etwas Neues,Vieles davon bringt mich zum lachen.
In unseren Italienisch-Buechern sind viele Dinge gestanden, von denen ich manche als Vorurteile abgestempelt habe. Wie lustig ist es jetzt, all diese Dinge tatsaechlich rund um mich zu erleben...
1) Showgirls. In vielen, vor allem aber in den Fernsehprogrammen Berlusconis, gibt es aeusserst sexy gekleidete, duenne Pueppchen, die lieb schauen und ueber den Bildschirm taenzeln. -Sehr geschickt eingefedelt... Was waehlt man wohl eher, eine Jogurt-Werbung oder eine huebsche Dame??
2) Das Vorurteil der Mama-Soehnchen stimmt! Wenn ich jemandem sage, dass ich 18 bin, wird mir mit "piccolissima" geantwortet, wuerde ich sagen, ich bin 23, wuerde man mir mit demselben Wort antworten. Sogar mit 25 gilt man hier noch als "klein", man will seine Kinder einfach nicht so recht loslassen. Die Familie wird gross geschrieben, genauso wie die Freunde. So scheinen die Jugendlichen hier auch gar nicht das Beduerfnis zu haben, hinaus in die Welt zu gehen oder irgendetwas alleine zu schaffen, zu organisieren.
Letztens habe ich Giovanni (22) gefragt, was er denn fuer Wuensche und Traeume fuer die Zukunft habe. Er hat mir geantwortet: Ich habe eine Arbeit, ich habe meine Freunde, ich bin gluecklich, ich will eigentlich nichts anderes.
Ich hingegen wuerde auf diese Frage antworten: Ich will im naechsten Sommer nach Suedamerika und im uebernaechsten nach Australien. Ich will einmal mit Haien tauen und auf einer Buehne vor 1000 Menschen stehen. Ich will selbst Kakao und Kaffee ernten und einmal ein Pferd besitzen, vielleicht auch einen Hund. Ich will einmal Fallschirmspringen gehen und im Alter so werden wie Frau Altmann.... Ich haette tausend Antworten auf diese Frage.
3) Schmutz und Armut. Es gibt tatsaechlich sehr viel Schmutz auf den Strassen, Muelltrennung existiert nicht. Ob Kuechenmaschine, Batterie, Kuechenabfall, man kann einfach alles in die Muelltonne werfen. Auch die Strassen sind voller Abfall, aber das scheint keinen zu kuemmern.
Palermo hat einst einmal Sozialwohnungen vergeben. Da sich diese allerdings alle am selben Ort befinden und nicht auf verschiedene Teile der Stadt aufgeteilt worden sind, haben sich die jetzigen Besitzer nicht in die Gesellschaft integriert, stehlen oder sind drogenabhaengig. Eines dieser Viertel heisst San Filippo Nero. NIEMALS solle ich mich in diese Gegend begeben...
4) Des Nachts ist es in manchen Zonen der Stadt sehr gefaehrlich, auch soll ich des Nachts nicht alleine ausgehen. So holt mich immer jemand zum Fortgehen ab und bringt mich heim.
5) Wegen der Diebe ketten viele Leute sogar das Lenkrad ihres Autos an.
6) Auesserst tradizionell. Wenn ich mit den Jugendlichen vom Boschetto (Reitstall) fortgehe, setzen sich die Maedls an eine Seite vom Tisch und die Jungs auf die andere. Die Burschen fahren, die Burschen bezahlen. -Sehr praktisch :-)
Letztens habe ich Federica gefragt, ob ihr Freund denn unter der Woche auch bei ihr schlafe, oder nur wochenends. Sie hat mich entsetzt angeschaut und gesagt, dass er nie bei ihr schlaeft und dass man das nicht mache. Man schlaeft zwar miteinander, aber nicht beieinander. Fuer mich komisch, fuer sie normal.
-So denken aber nicht alle. Mein anderer Freundeskreis ist dem mehr geoffnet.
Freitag, 30. Oktober 2009
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